Noch nicht allzu lange ist es her, da verwalteten Unternehmen die internen Daten, aber auch alle Kundendaten „on premise“, also lokal innerhalb der eigenen vier Wände oder zumindest innerhalb des eigenen lokalen Netzwerks. Alle Prozesse wurden wie selbstverständlich innerhalb des Unternehmens geplant und umgesetzt. Es gab nicht die Notwendigkeit, etwas nach außen zu verlagern.
Und heute? Es hat ein Paradigmenwechsel eingesetzt: Wer heute nicht auf die Cloud setzt, sowohl was das Speichern von Daten („Cloud Storage“) als auch was das Nutzen von Diensten über das Internet („Cloud Services“) angeht, der kommt durchaus etwas angestaubt daher. Denn mittlerweile nutzen 82 Prozent der Unternehmen in Deutschland bereits Cloud-Dienste.[1]
Im Privatgebrauch ist die Frage, ob es überhaupt noch ohne die Cloud geht, leicht beantwortet: Sobald ich die erste Social Media App öffne oder meine E-Mails vom Freemailer abrufe, bewege ich sich schon in diesem nebligen Raum. Aber wie sieht es im B2B-Bereich aus, wo man deutlich höhere Anforderungen und Regularien berücksichtigen muss? Ist es hier noch denkbar, auf die Cloud komplett zu verzichten?
Was bedeutet „die Cloud“ überhaupt?
Das Thema selbst ist vielschichtig: Der Begriff der Cloud im eigentlichen Sinn ist leicht erklärt; sie ist nur der Kontrapunkt zum internen lokalen Netzwerk. Direkt hinter der eigenen Firewall beginnen die unendlichen Weiten des Internets, die seit jeher bei allen Präsentationen oder in Grafiken durch eine dicke, bauchige Wolke symbolisiert sind. Doch wie kann man von dieser Wolke profitieren?
Da gibt es zum einen den Cloud-Storage, der gern genutzt wird, um der Speicherung von schier unendlichen Datenmengen Herr zu werden; zum anderen die Cloud-Services, also alle Arten von Diensten, die über das Internet bereitgestellt werden, um den lokalen Aufwand für Hosting, Implementierung sowie Pflege von Hard- und Software zu reduzieren. Je nach Grad der Nutzung unterscheidet man verschiedene XaaS-Modelle von IaaS (Infrastructure-as-a-Service), bei der man nur die Infrastruktur wie zum Beispiel den Storage oder eine virtuelle Maschine nutzt, über die Mischform PaaS (Platform-as-a-Service) bis zu SaaS (Software-as-a-Service), wo fertige Software über das Internet von einem externen Anbieter bereitgestellt wird, die im eigenen Unternehmen genutzt werden kann.
Außerdem wird je nach Art des Zugriffes zwischen public und private Cloud unterschieden. Wenn ich einen Service nutze, der prinzipiell jedem zugänglich ist, bewege ich mich in der public Cloud, wenn ich die Services in einer dedizierten Umgebung für eine klar definierten Benutzerkreis bereitstelle, spricht man von privater Cloud.
Mit den Cloud-basierten Angeboten einher geht ein verändertes Abrechnungsmodell. Während ich beim „on premise“-Ansatz die Produkt-Software einmal kaufe oder als Projekt vom Software-Anbieter umsetzen lasse, werden Cloud-Services als Abonnement angeboten; ich miete monatlich oder jährlich ein Service-Paket.
Was macht das Cloud Computing so attraktiv?
Der offensichtliche Aspekt ist die Skalierbarkeit von Lösungen. So kann beispielweise der benötigte Speicher dynamisch erweitert werden, je nachdem welche Datenmenge ich zu verwalten habe. Es ist lediglich notwendig, mein Abonnement anzupassen, aber ich muss nicht meine Hardware und meine Infrastruktur erweitern, vielleicht sogar mehr Ressourcen im eigenen IT-Bereich zur Administration bereitstellen.
Beim Thema Wartung und Upgrades ist es ähnlich: Mit einem Cloud-basierten Ansatz habe ich deutlich weniger Aufwand, meine Software in Betrieb und auf modernem Stand zu halten. Die Upgrades finden bei Cloud-Services in sehr kleinen Intervallen und im laufenden Betrieb statt, während es bei der lokalen Variante eher zu planende Relaunches oder Versionswechsel sind, die mit hohem Aufwand in der Planung verbunden sind, das Risiko und damit die Hemmschwelle erhöhen und deswegen auch seltener stattfinden.
Doch der vermutlich wichtigste Punkt für das Cloud Computing ist die Dynamik im Markt: Wenn ich am Markt innovativ bleiben will, neue Services schnell anbieten und erweitern möchte, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als auf die fertigen Bausteine der existierenden und sich ständig weiter entwickelnden Web-Services zu setzen, um sie als Grundlage für die Umsetzung meiner eigenen Ideen zu verwenden. Bei allen Services rund um die künstliche Intelligenz, die in immer mehr Prozessen zur Anwendung kommt, wüsste ich oftmals gar nicht mehr, wie eine Realisierung ohne Cloud-Services auskommen sollte.
Und wo ist der Haken?
Ja, auch diese Medaille hat zwei Seiten. Natürlich bin ich mit einer „on premise“ Lösung nicht immer gleich auf dem Abstellgleis. Oft gibt es gute Gründe dafür, bestimmte Prozesse in meiner lokalen Infrastruktur zu belassen. Am anschaulichsten wird es beim Blick auf die Internet-Verbindung: Für eine reibungslose Nutzung ist nun mal eine relativ dicke, durchgezogene Linie zwischen der eigenen Firewall und der Wolke notwendig, soll heißen: Eine fehlende oder instabile Internet-Anbindung ist der Tod für jede Cloud-Nutzung. Überall dort, wo ich keine ausreichende Internet-Bandbreite zur Verfügung habe, bin ich mit einer lokal installierten Software immer noch besser beraten.
Ein anderes Thema, das immer schnell für Unbehagen sorgt, ist der Datenschutz. Wenn ich nicht sicherstellen kann, dass für meine sensiblen – vielleicht sogar personenbezogenen -Daten alle Anforderungen bezüglich der Datensicherheit von meinem Cloud-Service erfüllt sind, behalte ich mit der lokalen Software, bei der die Daten meinen kleinen Mikrokosmos nie verlassen, immer die Datenhoheit. Beim Cloud-basierten Ansatz muss ich mich immer schlau machen, ob die Daten beim Transfer bzw. am Übertragungsziel ausreichend gegen einen unerwünschten Zugriff abgesichert sind – und dabei im Blick behalten, dass der Anbieter eines Cloud-Services außerhalb der Europäischen Union möglicherweise alle seine nationalen Standards einhält, aber eben trotzdem nicht alle Punkte gemäß der hiesigen Gesetzesgrundlage (Stichwort: EU-DSGVO) umgesetzt hat.
Geht es nun also ohne die Cloud oder nicht?
Aus meiner Sicht ist die Entwicklung pro Cloud gar nicht mehr aufzuhalten und egal in welche Statistik man schaut – die Durchdringung von Prozessen mit Cloud-Services ist unaufhaltsam. Ganz ohne Cloud wird es schon in absehbarer Zeit nicht mehr gehen. Was aber nicht heißen soll, dass es nicht Sinn macht, jeden Prozess für sich zu bewerten und dabei erkennt man auch, dass nicht jeder Prozess zwingend in die Cloud verlagert werden muss.
[1] Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/177484/umfrage/einsatz-von-cloud-computing-in-deutschen-unternehmen-2011/
Autor: Martin Reinheimer
Martin Reinheimer ist seit mehr als 15 Jahren als Consultant im DAM-Umfeld branchenübergreifend für Kunden der NUREG GmbH tätig. NUREG ist ein Medienunternehmen, das als Partner Marketing-Strategien und Markenpflege mit passenden Omnichannel-Maßnahmen unterstützt. NUREG bietet dabei Beratung und Dienstleitung in den Bereichen IT, Online- & Printproduktion, Fotografie und Creative an.