Im Vorfeld seiner Keynote “Das ist der next level sh!t: Employee Experience in der Zukunft” auf den HR Software Days I Juni 2022 haben wir uns mit Benjamin Visser, Founder & CEO von allygatr – dem ersten und einzigen operative HR Tech VC – über die Zukunft von HR unterhalten. Liest nach, wie er diese einschätzt.
In welche Richtung entwickelt sich HR gerade allgemein? Auf welche Zukunft steuert es hin?
„Ganz klar: HR wird deutlich digitaler, und, auch wenn es hart klingt: Das ist auch dringend nötig. HR-Prozesse laufen in vielen Unternehmen immer noch nach alten Mustern ab, die heute nicht mehr zielführend sind. Zum Beispiel im Recruiting: Stellenanzeige schalten, abwarten, dass sich Bewerber:innen melden, zum Interview einladen usw. – das ist weder modern noch effektiv, weil es zum einen an den Marktgegebenheiten – Stichwort: Fachkräftemangel – vorbeigeht, zum anderen die zahlreichen digitalen Möglichkeiten vernachlässigt. Heutzutage sollte es für jedes Unternehmen zum Standard gehören, Social Media im Recruiting und Employer Branding zu nutzen. Wenn meine Kandidatinnen & Kandidaten auf TikTok sind, muss ich als Firma eben auch auf TikTok sein.
Bei allygatr investieren wir in Lösungen, die Unternehmen genau dabei helfen: nämlich alle HR-Prozesse digitaler, schlanker und effektiver zu gestalten, beispielsweise auch in spezifischen Branchen wie in der Pflege oder im Handwerk. Gleichzeitig arbeiten wir selbst an Themen, die zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht für die breite Masse nutzbar sind, aber in 10 Jahren schon zu unserem Alltag gehören könnten. Zum Beispiel das Metaverse.“
Wie schätzt du die Lage ein – wie groß ist der Anteil an Unternehmen, die sich jetzt schon ausreichend auf diese Zukunft vorbereiten?
„Ich muss ganz ehrlich sein: Ich denke, es sind die wenigsten. Diejenigen, die neuere Wege im Recruiting gehen, sind meist IT-nahe Unternehmen und Startups. Gerade in traditionellen Branchen wie im Handwerk gibt es großen Nachholbedarf, gleichzeitig ist hier der Fachkräftemangel am größten. Für uns ist das einer der Hauptgründe, in diesen Bereich zu investieren und Start-ups zu fördern, die kleineren, weniger digitalen Unternehmen unter die Arme greifen.“
Vom KMU bis hin zum Konzern – sind die Schritte, die Unternehmen verschiedener Größen jetzt setzen sollten, gleich?
„Welche Schritte man gehen sollte, hängt natürlich von den eigenen Unternehmenszielen ab. Wenn ich 20 Buchhalter:innen suche, muss ich anders rekrutieren als wenn ich eine NFT-Expertin / einen NFT-Experten suche. Grundsätzlich ist es doch aber so: Jedes Unternehmen braucht Kandidatinnen & Kandidaten und jedes Unternehmen möchte seine Mitarbeiter:innnen langfristig halten. Ich denke, bei der Vorgehensweise kommt es nicht primär auf die Unternehmengröße an, sondern vor allem auf die Zielgruppe, die man erreichen möchte. Davon hängt ab, wie meine Stellenanzeige aussieht, auf welchen Kanälen ich aktiv bin, wie viele Ressourcen ich in die Suche stecken muss usw. Es gibt also kein Allheilmittel.
Eine Sache, die jedoch für alle wichtig ist, möchte ich betonen: die Unternehmenskultur. Wenn ich genau weiß, wie ich „ticke“, ist es leichter, diese Kultur nach außen zu spiegeln und zum Unternehmen passende Talente zu gewinnen. Und wenn der Cultural Fit gegeben ist, zahlt sich dies durch eine lange Mitarbeiterbindung aus. Das ist eines meiner größten Learnings aus den letzten Jahren gewesen.“
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