Alles beim Alten, oder doch ganz anders? Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Unternehmen im DACH-Raum aus? Daniel Renggli, Director CX Field Marketing North bei ORACLE hat sich in seinem Schweizer Home Office unseren Interviewfragen gestellt.
Herr Renggli, vielen Dank für Ihr Home-Office-Bild. Sieht gemütlich aus. Von wo aus arbeiten Sie denn genau?
Die Qualität ist natürlich nicht die beste, aber authentisch ist es alleweil! Ich bin in Wohlen, Kanton Aargau – oder 20km westlich von Zürich oder 40km nördlich von Luzern oder 40km südlich der Grenze zu Deutschland ?
In vielen Situation greift man jetzt zu kreativen und teilweise auch innovativen Lösungsansätzen. Gibt es auch in Ihrem Unternehmen neue Prozesse oder Tools, welche auch in Zukunft stärker an Bedeutung gewinnen werden?
Als IT Company waren wir zum Glück technologisch schon gut gerüstet, als die Pandemie uns zwang, zu Hause zu bleiben bzw. im Home Office zu arbeiten. Kollaborationslösungen wie Zoom und Slack brauchten wir auch schon früher in unserer täglichen Arbeit. Und da alle unsere Businessanwendungen in der Cloud sind, können wir von überall auf der Welt und mit jedem beliebigen Device (Laptop, Tablet oder Mobiltelefon) damit arbeiten. Die Herausforderung sehe ich für uns weniger bei Tools und Prozessen, sondern vielmehr auf der kulturellen Seite und in der Führung. Obwohl auch früher schon einige unserer Mitarbeiter die Vorteile von Home Office genutzt haben, haben sie es gleichzeitig auch geschätzt, sich immer wieder mal mit den Kollegen im Büro zu treffen, sich beruflich und auch privat face-to-face auszutauschen. Das fehlte nun gänzlich, hätten wir hierfür keinen virtuellen Ersatz gefunden. „Ersatz“ ist vielleicht ein zu großes Wort für das, was wir heute tun: Wir treffen uns zu Coffee Sessions zu Beginn des Arbeitstages oder auch mal zu einer Gin & Tonic Session zum Ausklang der Woche. Gesprochen wird nicht über Geschäftliches, über alles andere schon. Das Interessante dabei ist, dass einige Teams sich dadurch sogar näher kamen. In meinem eigenen Fall trifft das ganz besonders zu, ich gehöre nu einem internationalen Team und hatte bis jetzt nur selten die Gelegenheit, mich im Rahmen eines Team Meetings mit den Kolleginnen und Kollegen auch mal privat auszutauschen. Die zweite Herausforderung liegt, wie erwähnt, in der Führung der Mitarbeitenden. Nicht jede Führungsperson ist sich gewohnt, auf Distanz zu führen, fürchtet womöglich einen Kontrollverlust und ist schlicht überfordert.
Haben Sie einen Tipp für uns wie es gelingt, auch online Meetings kreativ zu gestalten?
Gin & Tonic hilft. Nein, nur Spaß! Was für einen kreativen Prozess vielleicht fehlt, sind Flipcharts oder bunte Karten, die man an eine Wand pinnen kann, aber man kann sich online damit behelfen, dass man z.B. gemeinsam eine Mindmap erarbeitet, dazu gibt es ja viele Online Tools, die man dann über Zoom, Teams oder andere Videokonferenzlösungen teilt. Um kreativ zu sein, braucht man nicht unbedingt im gleichen Raum zu sitzen.
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihre Marketingstrategie aus? Können Sie daran festhalten oder zwingen Sie die neuen Gegebenheiten kurzfristig Veränderungen vorzunehmen?
Die Pandemie hat uns in der Tat dazu gezwungen, einige der geplanten Aktivitäten zu überdenken. Die Strategie bleibt aber auch in diesen schwierigeren Zeiten größtenteils bestehen, die Taktiken sind andere. Ein paar Beispiele: Eigene physische Events wurden teils abgesagt, teils in digitale Events umgewandelt; Events von Dritten, die wir sponsern, wurden mehrheitlich in den Herbst verschoben; Social Media-Aktivitäten haben wir vorübergehend heruntergefahren und wir kommunizieren primär, was unter diesen besonderen Umständen hilfreich sein könnte, ohne einen direkten Bezug zur Pandemie herzustellen.
Hat die Corona-Krise Einfluss auf die Höhe Ihres Marketingbudgets? Werden Ihrer Meinung nach in Zukunft noch mehr Mittel in den Online Bereich fließen?
Man kann seit Jahren eine Verschiebung der Budgets hin zu Online Marketing beobachten. Mit der aktuellen Situation hat sich das klar akzentuiert. Während wir nicht genau wissen, wie sich die ganze Situation weiterentwickelt, wäre ich nicht überrascht, wenn sich der Trend dieses Jahr massiv beschleunigt.
Wie schaffen Sie es in der aktuellen Situation Ihre Kundenbeziehung aufrecht zu erhalten?
Die besonderen Umstände machen es grad etwas schwieriger, die Kunden zu erreichen. Auf der anderen Seite ist die Qualität der Gespräche gestiegen, man spricht auf einmal auch über Privates, über das Bild oder die Gitarre, die man bei einer Videokonferenz im Hintergrund sehen kann, aber auch über Sorgen, die man sich macht. All das hilft, die Kundenbeziehung zu festigen.
Denken Sie, dass es möglich ist in einer solchen Situation Neu-Kunden zu gewinnen?
Das ist sicher schwieriger, aber nicht unmöglich. Wichtig scheint mir, dass man unter diesen Umständen viel Empathie zeigt, versucht zu verstehen, was den Kunden zurzeit am meisten bewegt. Wenn man dazu eine Problemlösung anbieten kann, dann hat man reelle Chancen, einen Neukunden zu finden. In allen anderen Fällen wohl eher nicht.
Gibt es spezielle Maßnahmen mit denen Sie Ihre Kunden aktuell unterstützen?
Ja, die gibt es, wobei wir vor allem Regierungen und Behörden unterstützen im Kampf gegen die Pandemie. Zum Beispiel haben wir ein lernendes System gebaut, das von Ärzten und Patienten genutzt wird und Auskunft über die Erfolgsrate unterschiedlicher Therapien gibt. Damit wird sichtbar, welche Therapien bei welchen Vorbelastungen erfolgreicher sind als andere, wo die optimale Dosis liegt, in welcher Phase die Medikamente am besten verabreicht werden, etc. Und dann war Orale schon immer führend in Clynical Trial Systems. Zurzeit werden mit unserer Cloud-Lösung Clinical One sieben klinische Versuche mit unterschiedlichen Covid-19-Therapien in 17 Ländern durchgeführt. Die erfassten Daten sollen schnell Auskunft darüber geben, ob die Therapien erfolgreich und sicher sind, um eine Zulassung der Behörden zu erhalten. Das System ist sehr umfangreich und umfasst neben der erwähnten 17 Länder mehr als 250 institutionelle Partner, die solche klinischen Versuche in weniger als zwei Wochen aufsetzen können. Daneben gibt es auch vielversprechende lokale Initiativen wie zum Beispiel ein digitales Schaufenster für kleine und mittlere Unternehmen in Spanien, das auch älteren, weniger online-erfahrenen Menschen Zugang zu wichtigen Gütern und Dienstleistungen verschafft und den Unternehmen so einen neuen Vertriebskanal erschließt.
Viele von uns müssen geplante Veranstaltungen verschieben oder absagen, trifft diese Situation auch auf Ihr Unternehmen zu? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Ja, wir verlagern zurzeit viele Veranstaltungen ins Web, wobei uns hier noch etwas die Erfahrung fehlt. Bisher haben wir zwar viele Webinare durchgeführt, möchten aber jetzt viel interaktivere Formate testen, Formate auch mit parallelen Tracks und Diskussionsforen.
Herr Renggli, herzlichen Dank für das Gespräch.
An dieser Stelle wieder ein Hinweis für Sie, liebe Leser des Online Fokus Konferenz MARKETING Blogs:
Dieser Tage erreichen uns viele Anfragen von Kunden und Interessenten, welche gerne von unserer Erfahrung in der Organisation und Umsetzung von Online Events profitieren und mit unserer Hilfe eigene Webinare oder Online Konferenzen veranstalten möchten. Wir stehen hier gerne hilfreich zur Seite. Falls auch Sie in Ihrem Unternehmen einschlägigen Bedarf haben, melden Sie sich bitte gerne bei uns und fragen Sie nach einem Angebot.
Tanja Grünwald, 9.4.2020