Eine Interview-Reihe mit Marketingmanagern über die Herausforderungen während der Corona-Krise
Die letzten Wochen waren geprägt von viel Unsicherheit, viel Veränderung und auch einer guten Portion an Ratlosigkeit – auch bei uns im Team von B2B Insider. In diesem Zusammenahng haben wir uns gefragt, wie Unternehmen generell und deren Marketingverantwortliche insbesondere mit der gegenwärtigen Situation umgehen. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf das Marketing? Welche Schritte werden nun gesetzt, welche nicht? Wie soll es weitergehen? Die Antworten möchten wir Ihnen nicht vorenthalten.
Als erster dem Interview gestellt hat sich Daniel Nunzella, Marketing Director bei My Best Concept in Bochum.
Herr Nunzella, starten wir im organisatorischen Bereich. Welche Veränderungen erlebt derzeit die Marketingabteilung in Ihrem Unternehmen?
Wir arbeiteten auch vor der Krise viel „Remote“ und viel aus dem Home Office. Dadurch ist es in dieser Situation grundsätzlich nichts neues – die Zeit im Home Office hat sich nur erhöht. Unser Team ist sehr trittsicher, was digitale Kommunikation und Technik angeht und profitiert gerade stark davon. Die Kollegen, die es vorher noch nicht wirklich befürwortet haben, sehen jetzt allerdings auch die Vorteile.
Kommen wir zu den Auswirkungen der Krise auf das Marketing. Als Marketing Director einer Online-Marketing Agentur erleben Sie hier bestimmt einiges derzeit. Mussten Sie laufenden Kampagnen stoppen oder verändern? Welche Erfahrungen hatten Sie damit?
Wir versuchen als Digitale Marketing Agentur gerade unseren Bestandskunden Hilfestellungen zu geben und Ihnen in diesen ungewöhnlichen und herausfordernden Zeiten ein starker Partner zu sein. Nach dem ersten Schock kam relativ schnell die Einsicht mit der neuen Situation zu arbeiten und nicht gegen diese. Wir mussten bei einigen Kunden natürlich die Strategien den neuen Umständen entsprechend anpassen, um die Erfüllung der gesetzten Ziele zu gewährleisten.
Gibt es Marketing und PR Maßnahmen, welche momentan – vielleicht auch überraschender Weise – besser funktionieren als zuvor?
Klar, deutlich sogar! Wir konnten sehen, dass bei gewissen Zielgruppen die Nutzungsdauer und Erreichbarkeit im Kontext Social Media stark nach oben ging. Darüber hinaus haben wir eine Vielzahl an Kunden, die mit ihren Dienstleitungen und Produkten gerade jetzt massiv mehr Reichweite erfahren, da die Nachfrage nach Ihrem Angebot gestiegen ist. Beispiele sind hier Beratungsangebote zum Thema Krisenmanagement und E-Learning Angebote.
Hat die Corona-Krise Einfluss auf die Höhe Ihres Marketingbudgets? Werden Ihrer Meinung nach in Zukunft noch mehr Mittel in den Online Bereich fließen?
Gerade bei großen Unternehmen wurden natürlich die Budgets erstmal auf Hold gesetzt. Das finde ich auch normal und richtig. Als man dann die Situationen besser einschätzen konnte, wurden diese schnell wieder aktiviert und zum Teil durch weitere Kampagnen ergänzt. Man hat schnell gemerkt wer aktiv an Problemlösungen arbeiten möchte. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind hier in meinen Augen 2 sehr wichtige unternehmerische Attribute, die gerade sehr wertvoll sind.
Wie schaffen Sie es in der aktuellen Situation Ihre Kundenbeziehung aufrecht zu erhalten?
Wir sind da! Ziel ist es mit unseren Kunden gemeinsam die Zeit durchzustehen und wir können an dieser Stellen nur kreativ an der Herausforderung mit Ihnen zusammen arbeiten.
Denken Sie, dass es möglich ist in einer solchen Situation Neu-Kunden zu gewinnen?
Definitiv. Wir haben allein in den letzten beiden Wochen viele Neukundenanfragen bekommen. Allerdings selektieren wir hier und prüfen die Umsetzbarkeit der Projekte gerade jetzt sehr akribisch. Unsere Marketing Expertise schützt so auch ggf. Kunden vor bösen Fehlinvestitionen.
Gibt es spezielle Maßnahmen mit denen Sie Ihre Kunden aktuell unterstützen?
Erreichbar sein und mitdenken – nicht verwalten! Was sind die Botschaften die Sie aktuell Ihren Kunden übermitteln? Ganz klar nicht gegen die momentan vorherrschenden Ereignisse zu arbeiten sondern mit Ihnen. Jammern hilft jetzt überhaupt nichts, denn wir können an der Situation an sich nichts ändern. Das möchte ich aber grundlegend nicht pauschalisieren, da es natürlich Branchen gibt, die sehr hart getroffen wurden und auch in Ihren Möglichkeiten eingeschränkter sind als andere.
Ein Gedankenexperiment – Heute in einem Jahr: Wie geht es Ihrem Unternehmen? Was hat sich verändert? In welche Richtung hat sich Ihr Unternehmen weiterentwickelt? Worauf können Sie stolz sein? Mit welchem Gefühl blicken Sie auf die Veränderungen zurück?
Heute in einem Jahr haben auch Digitalisierungsverweigerer erkannt, dass nicht alles in diesem Kontext schlecht sein muss.
Haben Sie abschließend einen Tipp für uns wie es gelingt, auch online Meetings kreativ zu gestalten?
Ich habe letztens meine Fünf Jahre alte Tochter ein Zoom Meeting eröffnen lassen, das hat für sehr viel Freude gesorgt. Sonst einfach locker bleiben und etwas mehr Geduld an den Tag legen wenn ihr komplexe Inhalte besprecht. Mein Team hat sich z.B. morgens beim Kickoff daran gewöhnt zu sehen wie ich meinen Espresso mache. Authentizität eben.