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Was kann künstliche Intelligenz im Recruiting?

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Maschinen, die menschliches Verhalten nachahmen. Smarte Systeme, die unsere Entscheidungen kopieren und uns überlegen sind. Das klingt nach Science-Fiction, ist aber nichts anderes als künstliche Intelligenz. Spätestens seit ChatGPT ist KI in aller Munde und in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Midjourney, Lumen5 oder eben ChatGPT: Vor allem im Kreativbereich zieht KI wie eine Flutwelle durch die Branche. Doch auch in allen anderen Sektoren ist das Thema im Kommen. Wie sieht es beispielsweise im Recruiting aus? Was kann KI in diesem Bereich bereits, was bringt die Zukunft, wie profitieren Unternehmen? Wir ordnen ein.

KI wird im Recruiting nicht erst seit kurzem eingesetzt

Mit dem Start ins Jahr 2023 haben künstliche Intelligenzen eine wahnsinnige Aufmerksamkeit erhalten. Zurecht: Schließlich ist das Potenzial kaum vorstellbar, das diese Technologien mit sich bringen. Allerdings gibt es KI schon deutlich länger, vielen Nutzern ist gar nicht klar, wo überall künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz kommt. So auch im Recruiting.

Hast du schon einmal dich mit einem Chatbot unterhalten? Kennst du, falls du auf Personalseite tätig bist, digitale Auswahlsysteme oder Tools, die Bewerberdaten automatisch organisieren und aufbereiten? Hinter all diesen Möglichkeiten und Prozessen steckt künstliche Intelligenz. Und das nicht erst, seitdem ChatGPT der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Interessanter ist eher der Blick darauf, wie viele Unternehmen bereits diese Technologien einsetzen. Die Universität Bamberg hat sich 2020 mit dieser Frage auseinandergesetzt. Das Ergebnis der Studie ist spannend. Es sind nur 13 Prozent, die Tools nutzen, die passende Talente für die eigenen ausgeschriebenen Stellen vorschlagen. Noch weniger genutzt werden Chatbots. Hier sind es gerade einmal drei Prozent der befragten Betriebe, die diese in der Bewerberkommunikation einsetzen.

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Zugegeben: Die Studie stammt aus dem Jahr 2020, die Befragungen fanden noch vor der Corona-Krise statt, die wie ein Katalysator für Digitalisierung allgemein und KI speziell gewirkt hat. Es stellt sich also die Frage: Wie sieht die Zukunft von KI im Recruiting aus?

Bereits 2020 gaben in der Studie viele der befragten Entscheider an, die Technologie nutzen zu wollen. Knapp die Hälfte sah bereits vor drei Jahren das Potenzial.

Was ist mit KI im Recruiting möglich?

Die Ergebnisse, die die bereits genannten Tools um ChatGPT im Kreativbereich bringen, sind beeindruckend. Kaum vorstellbar, was im Hintergrund bereits passiert und welche weiteren dynamischen Entwicklungen bald sichtbar werden. Kann KI im Recruiting beispielsweise dem Fachkräftemangel entgegenwirken?

Klar: Nur, weil künstliche Intelligenzen existieren, gibt es nicht mehr Fachkräfte oder Talente auf dem Arbeitsmarkt. Was aber schon heute durch KI im Recruiting möglich ist, ist die gezieltere Suche nach genau den richtigen Kandidaten für offene Stellen.

Zudem ist noch nicht abzusehen, wie künstliche Intelligenzen die gesamte Arbeitswelt verändern. In der Robotik und Automatisierung wird bereits seit vielen Jahren KI eingesetzt, auch hier dürfte sich die Entwicklung nochmals beschleunigen. Maschinen werden smarter, Prozesse digitaler. Vielleicht reduziert sich in Zukunft die Anzahl an offenen Stellen drastisch.

Mit diesem Blick in die Glaskugel lassen sich diverse Blickwinkel einnehmen. Spannender ist eher, darauf zu blicken, wie heute mit künstlicher Intelligenz im Recruiting bereits gearbeitet wird.

Vera und Matilda: Zwei digitale Recruiterinnen

Kleinere Unternehmen und ihre Entscheider werden sich fragen, wie KI in ihrem Recruiting helfen kann. Hier muss klar gesagt werden: Wer nur ein oder zwei Stellen im Jahr besetzt, profitiert nicht in dem Maße, wie es größere Konzerne in der Theorie tun.

IKEA und PepsiCo sind hier passende Beispiele. Beide sind gut mit Vera befreundet und arbeiten regelmäßig mit ihr zusammen. Vera ist eine künstliche Intelligenz, die im Bewerbermanagement eingesetzt wird. Sie sucht die passenden Kandidaten aus der Bewerbermasse aus, führt erste Gespräche per Telefon oder Videocall und leitet die besten Bewerber an menschliche Entscheidungsträger weiter.

Wer wie die beiden Konzerne hunderte bis tausende Bewerbende pro Jahr hat, erleichtert so seinen Recruitingprozess massiv. Auch vorgelagert werden künstliche Intelligenzen eingesetzt. So werden beispielsweise Stellenanzeigen mit KI optimiert. Je mehr Futter eine KI dabei bekommt, desto mehr lernt sie. Hier liegt das große Potenzial dieser Technologie – der Lernprozess ist mit dem Zinseszinseffekt vergleichbar.

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Eine sicherlich gute Bekannte von Vera ist Matilda. Diese KI wird speziell für Vorstellungsgespräche eingesetzt. Sie erkennt Emotionen und Gesichtszüge und analysiert so die Antworten, die Kandidaten ihr auf ihren 25-minütigen Fragenkatalog geben.

Doch wie kommen Unternehmen überhaupt an die passenden Bewerbenden? Auch hier sind bereits künstliche Intelligenzen am Werk. Beim sogenannten „CV-Parsing“ werden beispielsweise abertausende Lebensläufe analysiert und passende Personen vorgeschlagen. Gleichzeitig wird ein Datenpool aufgebaut und eine schier unendlich große Bewerberdatenbank entsteht. Das ermöglicht künftig, Stellen schneller zu besetzen.

Es gibt auch Herausforderungen

Gerade der letzte Einsatz von KI im Recruiting zeigt schnell, wo aktuell vor allem in deutschsprachigen Ländern Grenzen und Probleme liegen: Datenschutz. Sämtliche personenbezogene Daten dürfen in Deutschland beispielsweise nur dann verwendet und analysiert werden, wenn die Einwilligung der entsprechenden Personen vorliegt.

Eine weitere Herausforderung: Traust du einer künstlichen Intelligenz vollumfänglich, wenn sie für dich ein Vorstellungsgespräch führt? Wer weiß, künftig ist eine KI möglicherweise empathischer und intelligenter als wir. Aktuell ist es aber wohl nur für einen Mensch möglich, auch „versteckte Perlen“ in einem Bewerberpool zu entdecken.

Zudem haben künstliche Intelligenzen auch Schwachstellen. So entstehen im Rahmen des Trainings einer KI möglicherweise Verzerrungen. Ein Beispiel: Eine KI wird mit Bewerberdaten gefüttert und trainiert, die primär aus männlichen Datensätzen besteht. Es kann passieren, dass später Männer bevorzugt werden. Diskriminierung durch KI – eine unschöne Vorstellung.

Veränderung garantiert

Wer also KI im Recruiting einsetzt, sollte sich auch den Schattenseiten und Herausforderungen bewusst sein. Ethik spielt eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang. Was KI-Tools auf alle Fälle ermöglichen, ist eine Prozessoptimierung. Unternehmen werden schneller passenderes Personal finden.

Die Dynamik in diesem Bereich ist ungebrochen. Laufend werden neue Entwicklungen veröffentlicht und Möglichkeiten geschaffen. Pro und Contra, Mensch oder Maschine, gut oder schlecht. Viele Fragen, nicht nur technologisch, sondern auch ethisch. Eines ist jedoch klar: Künstliche Intelligenz wird vieles, wenn nicht alles verändern – auch das Recruiting.