Veränderungen im Job sind so sicher wie das Amen in der Kirche. Wer gibt meistens die Richtung vor? Geschäftsführer, Teamleiter und andere Personen in Führungspositionen. Doch immer öfter finden auch die Angestellten auf der „normalen Arbeitsebene“ Gehör. Der Fachbegriff dafür: „Employee Voice“.
Employee Voice bedeutet auf Deutsch so viel wie „Mitarbeiterstimme“. Damit ist eine Methode und Kultur gemeint, die Stimmen, Meinungen und Einschätzungen der Angestellten im Team wirklich ernst nimmt – bei Veränderungen, Beurteilungen und im täglichen Miteinander.
Zuhören – aber richtig
Zugegeben: Das klingt im ersten Moment nicht wirklich revolutionär. Dass das, was die Mitarbeiter eines Unternehmens zu sagen haben, wichtig ist und geschätzt werden sollte, hat sich in vielen Firmen bereits rumgesprochen. Auch wenn es immer noch mehr als genug Betriebe gibt, die nach dem alten „Der Chef hat immer recht“-Prinzip arbeiten, ist hier inzwischen ein Umdenken zu spüren.
Doch Hand aufs Herz – oft ist es doch in vielen Situationen immer noch so: Führungskräfte und Vorgesetzte hören „ihren Leuten“ zwar zu, aber mehr passiert danach auch nicht. Es resultiert nicht wirklich eine Konsequenz aus dem Feedback und Gesagten, vieles verpufft so wieder schnell.
Zudem finden meist keine gezielten Gespräche statt, es gibt keinen geregelten Informationsaustausch. Was stattdessen passiert? Es wird zugehört, aber eher unstrukturiert. Was die Mitarbeiter eines Unternehmens zu sagen haben, bleibt Vorgesetzten meistens nur kurz im Gedächtnis.
Zur besseren Veranschaulichung ist das Beispiel hier sehr Schwarz-Weiß. Natürlich ist die Situation nicht in jedem Unternehmen nur schwarz oder nur weiß, es gibt viel Buntes dazwischen. Um zu verstehen, warum die Employee Voice aber wichtig ist und warum es sich dabei um mehr als nur reines Zuhören handelt, ist eine klare Differenzierung hilfreich.
Employee Voice ist mehr als nur Zuhören
Wer die Employee Voice im Unternehmen etabliert und sie fördert, schafft ein angenehmes Kommunikationsumfeld. Alle Beteiligten eines Teams – Praktikanten, Werkstudenten, Angestellte, Führungskräfte – können sich offen und ehrlich äußern. Ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Ob es um Ideen, Verbesserungsvorschläge, Bedürfnisse, Ängste oder Sichtweisen geht, alles sollte auf den Tisch kommen. Wichtig ist dabei: Es soll konstruktiv sein.
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Das Ziel der Employee Voice aus Sicht einer Firma ist vor allem, Veränderungen so anzustoßen, dass sie von allen mitgetragen und mitgestaltet werden können. Der Effekt ist klar: Die Leute fühlen sich gehört, verstanden und geschätzt. Das stärkt die Bindung ans Unternehmen – schließlich fühlst du dich mehr wertgeschätzt, wenn dir nicht nur zugehört wird, sondern deine Worte auch noch Wirkung zeigen, oder nicht?
Bindung und Zufriedenheit hängen dabei oft zusammen. Ein Blick auf verschiedene Studien im Personalbereich macht deutlich: Wer zufrieden ist, arbeitet besser und produktiver. Für Firmen ist ein Fokus auf die Employee Voice also nicht nur ein Geben, sondern letztendlich auch ein Nehmen.
Employee Voice muss gezielt abgehört werden
Ein Plausch mit einem Teammitglied auf dem Flur, im Teammeeting nach Ideen fragen – als Führungskraft kannst du auf viele einfache Arten mit deinen Mitarbeitern im Team ins Gespräch kommen. Ist das aber nicht etwas oberflächlich? Reicht das wirklich aus, um brauchbare, ungefilterte und ehrliche Informationen zu bekommen?
Nein, tut es nicht. Um die Employee Voice in einem Unternehmen wirklich zu verstehen, braucht es einen gezielten Austausch und Vergleich von Meinungen. Viele Firmen setzen dafür auf regelmäßige Mitarbeiterbefragungen. Dazu kommen individuelle Mitarbeiter- und Feedbackgespräche, in denen bestimmte Themen bewusst angesprochen werden können.
So erhältst du als Mitarbeiter eine Stimme, die gehört und berücksichtigt wird. Als Führungskraft wiederum ist es deine Aufgabe, diese Stimmen gezielt abzuhören.
Reden ist Silber, Schweigen nichts und Handeln Gold
Wenn klar ist, welche Richtung ein Team, eine Abteilung oder eine ganze Organisationseinheit einschlagen wollen, welche Veränderungen nötig sind oder welche Bedürfnisse und Herausforderungen gerade dringend angegangen werden müssen, dann kommt der schwierigste Teil. Nur wer seine Worte in Taten umsetzt, handelt wirklich konsequent.
Das bedeutet: Veränderungen müssen aktiv vorangetrieben und Mitarbeiter dabei eingebunden werden. Nur Reden ist nicht genug, die Employee Voice muss durch Handeln vergoldet werden. Mitarbeiter sollten in diesem Prozess eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung der Firma spielen und nicht nur als reine Arbeitskraft und Statisten in der Produktivitätsmühle gesehen werden.
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Wenn das gelingt, ergibt sich eine Win-win-Situation. Mitarbeiter berichten als Botschafter und Multiplikatoren positiv über ihren Arbeitgeber. Dieser selbst bindet seine Angestellten stärker. Und: Es kommen neue Ideen und Impulse, die nicht nur vom üblichen Führungsteam kommen. So entsteht sogar eine Win-win-win-Situation.
Mehr als ein x-ter Trend
Die Employee Voice ist nicht einfach nur ein neues Schlagwort und der x-te Trend in der Zusammenarbeit. Sie wird als Begriff für eine Atmosphäre des Zuhörens und des Respekts immer wichtiger, in der jeder seine Meinung kundtun kann.
Mitarbeiter im Team sind motivierter, arbeiten besser und bleiben der Firma länger treu. Doch was passiert, wenn die Employee Voice nicht gehört wird? Wenn die Stimme der Belegschaft ignoriert wird, kann das ganz schön nach hinten losgehen. Angestellte werden demotiviert und unzufrieden, was zu weniger Produktivität, mehr Krankheitstagen und letztendlich zu mehr Wechseln im Team führen kann – das will niemand.
Unternehmen und Führungskräfte, die die Employee Voice ernst nehmen, haben auf lange Sicht also die Nase vorn. Sie sind nur nicht nur flexibler, sondern haben frische Ideen und eine positive Arbeitsatmosphäre geschaffen, die die talentiertesten Leute anzieht und die besten bestehenden Mitarbeiter hält.