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Nicht wundern: Es geht hier nicht plötzlich um Handyspiele oder das nächste Konsolenspiel. Doch spielerisch wird es trotzdem – aber auf eine subtilere Art und Weise. Die Rede ist von Gamification-Ansätzen im Personalkontext. Im Zuge des anhaltenden Fachkräftemangels werden Unternehmen immer kreativer, was die Methoden im Recruiting und der Personalbindung angeht.
Eine Möglichkeit: Gamification im HR. Was genau dahinter steckt, welche Ansätze es bereits gibt und warum das ein vielversprechender Trend sein könnte, der gar nicht so neu ist, stellen wir dir in unserem Artikel vor.
Definition: Was ist Gamification?
Wenn wir einen Blick auf die letzten Jahrzehnte werfen, dominierten in HR und Recruiting traditionelle Methoden: Stellenanzeigen, Vorstellungsgespräche, Mitarbeiterbewertungen. Doch mit der Digitalisierung öffnen sich neue Türen. Eine dieser Türen führt zur Gamification.
Der Begriff „Gamification“ ist eine Zusammensetzung aus den englischen Wörtern „game“ (Spiel) und „-ification“ (Verfahren). Er beschreibt den Einsatz von spielerischen Elementen in einem nicht-spielerischen Kontext. Im Kern geht es darum, die Motivation und das Engagement der Zielpersonen zu steigern. Gamification wird oft im Zusammenhang mit Marketing und Weiterbildung eingesetzt.
Im Kontext von HR und Recruiting soll Gamification die Motivation von Mitarbeitern und Bewerbern steigern, indem Arbeits- oder Bewerbungsprozesse so gestaltet werden, dass sie Elemente eines Spiels enthalten: Punkte, Level, Herausforderungen, Belohnungen und vieles mehr.
Die Rolle von Gamification in HR und Recruiting
Die Welt von HR und Recruiting kann von Gamification in vielfältiger Weise profitieren. Indem du spielerische Elemente einbringst, werden vorher schnöde Prozesse nicht nur unterhaltsamer, sondern auch effektiver. Doch wie sieht das konkret aus?
Mitarbeiterbindung und -motivation
Stell dir vor, du arbeitest in einem Unternehmen, das ein Punktesystem für bestimmte Aufgaben oder Leistungen eingeführt hat. Vielleicht gibt es Punkte für das Abschließen von Projekten, das Erreichen von Verkaufszielen oder sogar für positive Interaktionen mit Kollegen.
Diese Punkte können gegen Belohnungen eingetauscht werden – beispielsweise gegen zusätzliche Urlaubstage, Gutscheine oder besondere Anerkennungen. Plötzlich werden Aufgaben zu „Herausforderungen“, die gemeistert werden wollen, um Punkte zu sammeln. Es entsteht eine spielerische, motivierende Atmosphäre.
Damit das funktioniert, sollten die Ziele nicht zwingend an Gehaltsextras geknüpft werden, vielmehr sollten es andere Benefits sein.
Kandidatenauswahl und -bewertung im Recruiting
Gamification kann auch im Recruiting eine wichtige Rolle spielen. Anstelle von traditionellen Bewerbungsgesprächen könnten Bewerber aufgefordert werden, spielerische Aufgaben zu erfüllen, die auf die benötigten Fähigkeiten abgestimmt sind.
Stell dir vor, du besetzt eine Stelle in der IT – genauer gesagt eine Programmiererstelle. Du könntest als Personalverantwortlicher deine Kandidaten dazu auffordern, ein kleines Spiel zu programmieren. Alle Spiele werden später „getestet“ und – ohne natürlich zu wissen, welches von wem ist – von einem kleinen Kreis bewertet.
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Auf diese Weise erhältst du nicht nur einen tieferen Einblick in die Fähigkeiten der Bewerber, sondern gestalten auch den Bewerbungsprozess für die Kandidaten unterhaltsamer.
3 Praxisbeispiele für Gamification im Personalwesen
Die Theorie ist klar, doch wie funktioniert Gamification im Personalwesen in der Praxis? Wir haben dir drei Beispiele aus verschiedenen Branchen und auch verschiedenen Personalbereichen mitgebracht:
- Marriott Hotel
- BMW
- Firstbird
1. Marriott Hotel
Die bekannte Hotelkette Marriott hat bereits vor einigen Jahren ein Online-Spiel namens „My Marriott Hotel“ entwickelt, bei dem Spieler ihr eigenes Hotel betreiben können. Das Spiel ermöglicht es den Kandidaten, einen Einblick in die Branche und den Beruf zu bekommen – gleichzeitig können die Recruiter potenzielle Kandidaten auf spielerische Weise bewerten.
2. BMW
Neue Mitarbeiter bei BMW im Ressort M tauchen mit „Planet M“ in eine Onboarding-Welt ein, die spielerisch gestaltet ist. Anstatt nur einen Stapel trockener Informationsbroschüren durchzuarbeiten, erhalten sie Zugang zu einer interaktiven, spielerischen Plattform.
Auf Planet M können sie eine digitale Weltkugel erkunden, jeden einzelnen Bereich genauer unter die Lupe nehmen und neu erworbenes Wissen in einem Quiz unter Beweis stellen. Für jede gemeisterte Herausforderung erhalten sie Abzeichen, eine Art digitale Medaillen.
Das funktioniert: Laut BMW M haben die Mitarbeiter, die Planet M genutzt haben, ihr Wissen um 48 Prozent besser behalten.
3. Firstbird
Drehen wir das „Rekrutierungsspiel“ einmal auf den Kopf. Stell dir vor, du bist nicht nur ein wertvoller Mitarbeiter in deinem Unternehmen, sondern auch ein „Talent-Botschafter“. Das ist die Grundidee hinter dem Gamification-Konzept von Firstbird.
Das Prinzip der HR-Company funktioniert wie folgt: Mitarbeiter erhalten eine Benachrichtigung auf ihrem Smartphone: es gibt eine offene Stelle im Unternehmen zu besetzen. Ihre Aufgabe ist dann, die Jobanzeige in den sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel Facebook und LinkedIn, zu teilen. Jede geteilte Stellenanzeige enthält dabei einen individuellen Link, der auf den jeweiligen Mitarbeiter als Quelle zurückverfolgt werden kann.
Sobald jemand auf den Link klickt, erhält dieser Punkte. Noch mehr Punkte gibt es, wenn sich jemand über den Link bewirbt. Je mehr Punkte jemand sammelt, desto höher steigt er in der internen Rangliste auf. Am Ende gibt es Belohnungen für Punkte und erfolgreiche Empfehlungen.
Das Besondere an diesem Konzept: Es profitieren nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch das HR-Team. Sie können genau sehen, welche sozialen Netzwerke und welcher Mitarbeiter die besten Resultate liefern.
Jedes Spiel hat seine Grenzen
Wie bei jeder innovativen Methode gibt es auch bei der Gamification Herausforderungen und Grenzen zu beachten. Es ist wichtig zu verstehen, dass Gamification nicht in jedem Kontext oder für jede Aufgabe geeignet ist.
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Ein übertriebener Einsatz von Spielmechaniken kann dazu führen, dass Mitarbeiter sich mehr auf das Spiel konzentrieren als auf ihre eigentliche Arbeit. Außerdem könnten Mitarbeiter, die weniger „spielaffin“ sind, sich durch Gamification-Elemente ausgeschlossen oder überfordert fühlen.
Bestes Beispiel, wenn auch etwas überspitzt: Mitarbeiter müssen sich über ein Punktesystem für das Erfüllen von Aufgaben zwei Drittel ihres Gehalts verdienen. Nur ein Drittel ist garantiert. Solche Ansätze sind übertrieben und sicherlich nicht zielführend. Wichtig: Im Vertrieb gibt es solche Vergütungsmodelle – hier ist es aber etabliert und akzeptiert.
Wo geht die Reise hin?
Obwohl Gamification in HR und Recruiting im Vergleich zu anderen Methoden noch nicht weit verbreitet ist, sind die Möglichkeiten und das Potenzial enorm. Mit der weiteren Entwicklung von Technologie und künstlicher Intelligenz könnte es in Zukunft noch kreativere und effizientere Gamification-Erlebnisse geben.